Insbesondere über den oberen Gebäudeabschluss, also das Dach oder die Dachbodendecke zum unbeheizten Dachraum, geht viel Wärme verloren. Bei Bestandsbauten ist häufig ein nicht ausgebauter und nicht gedämmter Dachraum vorzufinden. Dieser unbeheizte Dachraum ist nicht mit einem Kaltdach zu verwechseln. Ein Kaltdach ist die hinterlüftete Konstruktionsart des oberen Gebäudeabschlusses.
Nachfolgend wird mit Blick auf die Region Sachsen und den dort oftmals vorzufindenden Holzbalkendecken, die thermische Ertüchtigung und Verbesserung der Energieeffizienz erklärt.
Die Holzbalkendecke
Es gibt verschiedene Ausführungsvarianten einer Holzbalkendecke. Dies sind folgende:
- Holzbalkendecke mit Sichtbalken
- Holzbalkendecke unten bekleidet
- Holzbalkendecke mit Blindboden unten verputzt
Alle oben aufgeführten Varianten sind in unterschiedlicher Ausführung anzutreffen. In Sachsen handelt es sich oftmals um eine Holzbalkendecke mit Blindboden bzw. einem Einschub und unterseitig verputzter Oberfläche mit Heraklit oder Schilf.
Von oben oder von unten dämmen?
Was nicht nur für Holzbalkendecken gilt, ist die Lage der energetischen Ertüchtigung. Die Sanierung kann:
- Nur von oben
- Nur von unten
- Von oben und von unten
erfolgen.
Sanierung von oben
Wenn keine Dielung vorhanden ist oder der Dachraum nicht ausgebaut ist und auch nicht zu Wohnzwecken genutzt werden soll, ist eine oberseitige Dämmung ideal, um die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern.
Sollte der Dachraum begehbar sein und als Lagerort genutzt werden, kann einfach auf die bereits vorhandene Dielung eine druckfeste Dämmung aufgebracht werden. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass keine unerwünschten Feuchteschäden durch mangelhafte Verarbeitung und Nichtbeachtung der Dampfdiffusion entstehen. Insbesondere die bereits vorhandene Dämmung ist auf Funktion und korrekte Verarbeitung zu prüfen!
Sanierung von unten
Werden die obersten bewohnten Räume renoviert und die Deckenfreiheit ist ausreichend, kann die Ertüchtigung von der Unterseite eine schnelle und einfache Möglichkeit sein, die Energieeffizienz des Gebäudes zu steigern.
Hierbei ist darauf zu achten, dass der Oberbelag im Dachgeschoss nicht dampfdicht sein sollte. Grundsätzlich gilt: von innen nach außen soll ein Bauteil dampfdiffusions offener werden. Dadurch diffundiert Feuchtigkeit auf natürlichem Wege nach außen, was Schimmelproblematiken und Feuchteschäden vorbeugt. Ist bereits ein dampfdichter Oberbelag aus zum Beispiel OSB-Platten vorhanden, müssen dessen Eigenschaften in die Ausführungsplanung einbezogen werden. An dieser Stelle raten wir dringend einen Fachmann herbeizuziehen.
Sanierung von oben und von unten
Diese Variante bietet sich nur dann an, wenn der obere Gebäudeabschluss bis auf die Holzbalken komplett erneuert wird. Dies bedeutet, dass die unterseitige Putzverkleidung oder Trockenbau, der möglicherweise vorhandene Füllinhalt zwischen den Balken und der oberseitige Belag – wenn vorhanden – entfernt und ausgetauscht wird.
Der Vorteil dieser Variante ist, dass keine „Altlasten“ zu Schäden nach der Ertüchtigung führen können. Ebenfalls ist diese Variante hygrothermisch sehr gut planbar.
Vorbereitung
Die Aufgaben
Folgende Aufgaben muss der oberste Gebäudeabschluss erfüllen:
- Wärmeschutz: Im Winter soll durch die Decke wenig Wärme nach oben abfließen
- Hitzeschutz: Im Hochsommer soll wenig Hitze von oben in die OG-Räume eindringen
- Feuchteschutz: Dämmung und Holzbauteile sollen dauerhaft trocken sein
Die Komponenten
Von oben nach unten können bei einer Holzbalkendecke folgende Komponenten vorhanden sein:
- Bodenbelag: PVC-Belag
- Gehbelag: Holzdielen, Spanplatten, OSB-Platten
- Luftschicht unter Gehbelag: ruhende Luftschicht oder mäßig belüftete Luftschicht
- Blindboden (Einschub) mit Füllung: Lehm, Schlacke, Bims
- Dämmung zwischen Balken: Glaswolle, Steinwolle, Mineralwolle, Styropor
- Untere Luftdichtung und Dampfbremse: PE-Folie, Baupappe, Alufolie an Dämmung
- Untere Bekleidung: Putz, Holzvertäfelung, Gipskarton
Grundregeln
- Umso höher das Gewicht der Dämmung, desto besser der Hitzeschutz.
- Effektiver Hitzeschutz gilt ab einer Dämmstärke von 28 cm als wahrscheinlich erfüllt.
- Feuchte sollte von der Warmseite (innen) zur Kaltseite (außen) diffundieren können.
- Regen-Nässe von oben ist zu unterbinden, z. B. durch intaktes Unterdach.
- Dämmung muss zur Warmseite luftdicht hergestellt werden.
- Goldene Regel 20 %: Die alte verbleibende Dämmung darf höchstens 20 % der gesamten Dämmwirkung haben. Neue Dämmung muss mindestens 80 % der gesamten Dämmwirkung aufweisen (Taupunktproblematik).
Luftdichtheit und Diffusionsfähigkeit
Aufbauend zu den vorgenannten Komponenten, werden nachfolgend verschiedene Baumaterialien in Bezug zu Bauausführung hinsichtlich ihrer Diffusionsoffenheit und Luftdichtheit bewertet.
Varianten obere Schichten
- Kein Oberbelag oder sägeraue Dielen:
- Sehr diffusionsoffen
- Feuchteaustrag möglich
- Spanplatte, OSB, PVC-Belag mit Unterlüftung und Luftspalt an Rändern:
- Dampfbremsend
- Feuchteaustrag möglich
- Spanplatte, OSB ohne Unterlüftung:
- Dampfbremsend
- Nur wenig Feuchteaustrag
- PVC-Belag auf Dielen, Spanplatten, OSB ohne Unterlüftung:
- Stark dampfbremsend
- Sehr wenig Feuchteaustrag
Variante untere Schichten
- Putz auf Putzträger ohne zusätzliche Luftdichtungs- oder Dampfbrems-Schicht
- Luftdicht
- Nicht dampfbremsend
- Holzvertäfelung ohne zusätzliche Luftdichtungs- oder Dampfbrems-Schicht
- Nicht luftdicht
- Nicht dampfbremsend
- Holzvertäfelung unter alukaschierter Mineralwoll-Dämmung
- Eventuell luftdicht
- Eventuell dampfsperrend
- Gipskarton-Bekleidung ohne zusätzliche Luftdichtungs- oder Dampfbrems-Schicht
- Eventuell luftdicht
- Nicht dampfbremsend
- Gipskarton-Bekleidung mit zusätzlicher Luftdichtungs- oder Dampfbrems-Schicht
- Luftdicht
- Dampfbremsend
Ertüchtigung von oben
Variante 1: In vorhandenen Sparrenzwischenraum
Diese Variante ist einfach durchführbar und erfordert keine Veränderungen im Dachgeschoss, da lediglich der bereits vorhandene Hohlraum bzw. der Sparrenzwischenraum mit Dämmung ertüchtigt wird. Auf Grund der limitierten Stärke ist eine Förderfähigkeit in der Regel ausgeschlossen. Der förderfähige U-Wert von 0,14 W/m²K wird nicht erreicht. Voraussetzung für diese Variante ist eine luftdichte untere Bekleidung, z. B. in Form eines intakten Putzes.
Es gilt die goldene Regel 20 % zu beachten.
Variante 2: Auf vorhandenen Gehbelag
Wenn Sie nicht den vorhandenen Hohlraum ertüchtigen möchten oder dieser bereits ertüchtigt wurde und ein Gehbelag auf den Holzbalken vorhanden ist, bietet es sich an eine begehbare bzw. druckfeste Dämmung aufzubringen. Hierbei muss ebenfalls die untere Bekleidung luftdicht sein.
Es ist darauf zu achten, dass eventuell vorhandene Belüftungsöffnungen des Blindbodens verschlossen werden müssen. Zwischen der neuen Dämmung und der unteren Bekleidung darf keine Luft zirkulieren können. Lediglich oberhalb der neuen Dämmung darf Luft zirkulieren.
Variante 3: Sparrenzwischenraum und darüber
Sie schrecken nicht davor zurück, den Deckenaufbau komplett zu ertüchtigen? Dann kann auch bei defekter und nicht luftdichter unterer Bekleidung die oberste Geschossdecke förderfähig ertüchtigt werden. Der Vorteil ist, dass die Deckenhöhe im unbeheizten Dachraum so wenig wie möglich reduziert wird.
Um die erforderliche Dämmstoffstärke zwischen neuen Gehbelag und der unteren Bekleidung herzustellen, können „Sparrenexpander“ oder „Stegträger“ verwendet werden.
Variante 3.1: Luftdichte untere Bekleidung
Wenn die unterseitige Bekleidung luftdicht ist, muss unterhalb der Dämmung eine Dampfbremse U-förmig eingelegt werden, sodass die Folie jeweils an den Balken luftdicht angebracht wird. Dadurch wird die notwendige Diffusionsdichtheit hergestellt.
Variante 3.2: Untere Bekleidung nicht luftdicht
Sollte die untere Bekleidung nicht luftdicht sein, muss die Dampfbremse nicht U-förmig zwischen den Balken verlegt werden, sondern auch über die Balken hinweg, da die Balken nicht als luftdicht gelten (vgl. Klaus Michael, Detmolder Niedrig-Energie-Institut).
Hierbei ist darauf zu achten, dass die Dampfbremse diffusionsoffen sein muss, zum Beispiel in Form einer feuchtevariablen Dampfbremse.
Ertüchtigung von unten
Variante 5: Oberseitig diffusionsoffen, kein Gehbelag
Wenn die untere Bekleidung zu den Holzbalken in der Dachbodendecke erneuert wird und die Deckenhöhe ausreichend ist, kann eine förderfähige Ertüchtigung auch von unten erfolgen. Hierzu wird der Sparrenzwischenraum mit Klemmfilz ausgefüllt und um die förderfähige Dämmstoffstärke zu erzielen können „Abhänger“ oder „Sparrenexpander“ verwendet werden. Wichtig ist, dass die Dämmung zum unbeheizten Dachraum diffusionsoffen angebunden sein muss.
Anforderungen an Dämmleistung
Gemäß Anlage 7 GEG gilt bei Ertüchtigung der obersten Geschossdecke ein U-Wert von 0,20 W/m²K einzuhalten. Soll die Maßnahme gefördert werden, gilt ein U-Wert von 0,14 W/m²K.
Besonders ist, dass die Anforderung der Anlage 7 nur für Bauteile gilt, welche neu errichtet oder komplett ertüchtigt werden. Wurde das Bauteil nach 1984 errichtet oder bereits energetisch ertüchtigt, ist gemäß Fußnote 5 der Anlage 7 die Einhaltung des Gebäudeenergiegesetzes nicht verpflichtend.