Einführung
Der Feuchteschutz ist notwendig, um die Baukonstruktion vor Schäden zu schützen und um eine hohe Dauerhaftigkeit zu erhalten.
- Vermeidung von Schimmel- und Hausschwammbildung
- Schutz von Metallen gegen Korrosion
- Reduzierung von Salztransport an Oberflächen
- Durch Feuchte in Flachdächern kommt es durch die Verdampfung zur Blasenbildung
- Das Eindringen der Frostgrenze in den Bereich des Tauwassers (Frost-Tau-Wechsel) kann Bau- und Dämmmaterialien durch Kristallisationsdruck beschädigen.
Welche Feuchtequellen gibt es?
Wasserschäden
- Überschwemmungen durch Hochwasser
- Leitungsschäden
- Undichtheiten bei Hausgeräten
- Dachrinnen, Fallrohre
Fassade
- Schlagregenschutz der Oberfläche
- Risse größer 0,2 mm
Temporär
- Baufeuchte während Bauphase
- Kondensat durch Nutzung
Abdichtung
- Defekt von Abdichtungsebenen erdberührte Bauteile
- Flachdächer und Balkone
- Anschlüsse und Durchführungen von Leitungen
Feuchte und Temperatur
Der Feuchteschutz ist inhärent mit der Temperatur. Desto höher die Temperatur der Luft ist, umso mehr Feuchtigkeit kann diese aufnehmen. Bezeichnet wird dies als absolute Feuchte und in g/kg angegeben. Das Zusammenspiel zwischen Feuchtigkeit und Temperatur kann wie folgt umschrieben werden:
Je wärmer die Luft, umso größer der Wassereimer, den sie mit sich herumträgt. Der Wassereimer beschreibt in diesem Beispiel die absolute Luftfeuchte, also das maximale Fassungsvolumen der Luft. Sinkt die Temperatur, reduziert sich zum Quadrat die Größe des Eimers. Der Wasserinhalt beschreibt die relative Luftfeuchtigkeit. Diese ist ein Prozentwert und bezieht sich auf die absolute Luftfeuchtigkeit, also in unserem Beispiel auf das Fassungsvolumen des Eimers. Da bei sinkender Temperatur zwar der Eimer kleiner wird, die in diesem befindliche Wassermenge jedoch gleich bleibt, erhöht sich der relative Anteil im Verhältnis zum Fassungsvolumen. Somit steigt die relative Luftfeuchte bei sinkender Temperatur.
Richard Mollier (1863-1935) war ein deutscher Physiker und Ingenieur, bekannt für das Mollier-Diagramm, das 1923 veröffentlicht wurde. Es visualisiert die thermodynamischen Eigenschaften feuchter Luft und zeigt Zusammenhänge zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Enthalpie. Molliers Arbeit bleibt ein wichtiges Werkzeug für Ingenieure bis heute.
Das hx-Diagramm
Das hx-Diagramm oder auch Mollier-Diagramm bezeichnet auf eine veranschauliche Weise das Zusammenspiel von relativer Feuchte und absoluter Feuchte in Abhängigkeit der Temperatur.
Norm-Bedingung und Grenztemperaturen
Grundlegend gilt eine relative Luftfeuchte von 40 – 60 % bei einer Temperatur von zirka 20 °C als behaglich bzw. wird als angenehm empfunden. Daher gelten die Raumlufttemperatur von 20 °C und eine relative Luftfeuchte von 50 % als Normbedingung. Hierfür können sich Grenztemperaturen ableiten:
Bauhygienischer Mindestwärmeschutz (Komfort)
- Sicherstellung der Behaglichkeit
- 17 °C Oberflächentemperatur
- Hygieneschutz
Schimmelbildung
- Vermeidung von Luftfeuchten an Oberflächen von größer 80 %
- 12,6 °C Oberflächentemperatur
- Schimmelschutz
Tauwasserschutz
- Vermeidung von Kondensat auf Oberflächen
- 9,3 °C Oberflächentemperatur
- Feuchteschutz
Ursachen für Feuchteproblematiken
Außerhalb des Bades, der Küche oder Aquarien ist eine Ansammlung von Wasser oftmals ein Problem und deutet auf einen Mangel hin. Hierbei bestehen mehrere Möglichkeiten, welche entsprechend der nachfolgenden Chronologie geprüft werden sollten:
- Mindestwärmeschutz/Wärmebrücken (Hausecke, Fensterlaibung)
- Schlagregen (Fassade)
- aufsteigende Feuchte (Abdichtung)
- Baufeuchte, Wasserschaden
- innere Feuchtequellen (Aquarien)
- Lüftungsverhalten
Mindestwärmeschutz
Zur Vermeidung von Feuchteschäden durch einen mangelhaften Mindestwärmeschutz in Folge von Sanierungen (Fenstertausch), wurde die DIN 4108-2 mit einer Novelle angepasst. Insbesondere für die Außenwand wurde der Wärmedurchlasswiderstand signifikant von 0,55 m²K/W auf 1,20 m²K/W erhöht. Dies entspricht einer Verschärfung von mehr als dem doppelten. Darüber hinaus verschob sich der Fokus von Tauwasservermeidung hin zu Schimmelpilzvermeidung. Dadurch ergibt sich eine als kritisch zu betrachtende Oberflächentemperatur von 12,6 °C.
Um dies bei der Planung einfacher berücksichtigen zu können, wurde der fRsi-Wert eingeführt.
Schlagregen
Der Außenputz einer Fassade schützt das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen wie Frost, Schnee und Regen. Mit zunehmendem Alter entstehen Risse und sorgen dafür, dass Feuchtigkeit leichter und tiefer in das Mauerwerk eindringen kann. Während normaler Regen kein Problem darstellt, drückt Schlagregen regelrecht in die Außenwand. Dies hat insbesondere zwei negative Folgen:
- Eine feuchte Außenwand leitet besser Wärme, dadurch sinkt der Wärmedurchlasswiderstand
- Durch Auffeuchtung der Außenwand von außen, kann Feuchtigkeit von innen nach außen schlechter durchdiffundieren
Aufsteigende Feuchte
Ähnlich der vorbezeichneten Schlagregendichtheit, sorgt auch aufsteigende Feuchtigkeit zu einer Verschlechterung des Wärmedruchlasswiderstandes. Abseits dessen wird jedoch auch aktiv Feuchtigkeit zur Wandoberfläche transportiert. Abhilfe schafft in der Regel nur eine Abdichtung der betroffenen Bauteile, idealerweise von außen.
Baufeuchte/Wasserschaden
Baufeuchte, also Feuchtigkeit die während der Bauphase in das Gebäude eingebracht wird, führt bei unsachgemäßer Entfeuchtung insbesondere kurz nach Einzug nicht selten zu Schimmelschäden. Baufeuchte benötigt regelmäßig drei Jahre, bis diese weitestgehend abgetrocknet ist. Während der Bauphase sind bei Einbringung von Estrich und Innenputz Feuchtewerte von 85 % – 95 % relative Luftfeuchte keine Seltenheit.
Innere Feuchtequellen
Während der Nutzung wird durch körperliche Betätigung, Kochen, Duschen, Tiere und Pflanzen Feuchtigkeit erzeugt. Folgende Werte sind in der DIN 4108-8 festgehalten:
- Mensch normale Aktivität 50 ml/h
- Kochen 850 ml/h
- Wannenbad 700 ml/h
- Duschen 2.600 ml/h
- Aquarium ca. 10 ml/h
- Katze 10 ml/h
- Hund 40 ml/h
Lüftungsverhalten
Ist keine Lüftungsanlage oder eine Abluftanlage vorhanden, muss der Feuchtigkeitshaushalt durch Fensterlüftung bzw. manuelles Lüften erfolgen. Pauschale Aussagen, wie oft gelüftet werden muss, gibt es nicht. Die Dauer und Häufigkeit des Lüftens ist Abhängig von der relative Luftfeuchtigkeit. Tendenziell sollte das Ziel sein, dass bei einer relativen Luftfeuchte von 60 % gelüftet wird und die Ausgleichsfeuchte zirka 50 % relative Feuchte beträgt.
Dies kann mit unter Umständen mit zwei Lüftungsvorgängen je Tag erzielt werden, ggf. sind jedoch auch 5 Lüftungsvorgänge notwendig.