Schimmel und der Mindestwärmeschutz

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Titelbild Post Schimmel und der Mindestwärmeschutz

Wenn in einer Wohnung Schimmel entsteht, wird stets die Frage gestellte: Wer ist schuld? Die Bewohner bzw. die Mieter sagen in aller Regel, dass diese regelmäßig und auskömmlich lüften und diese für den Schimmelschaden nicht verantwortlich sind. Oftmals ist die Aussage, dass die Ursache der Schimmelbildung in einer mangelhaften Baukonstruktion zu finden sei. Der Vermieter hingegen gibt an, dass sich die Baukonstruktion in einem hervorragenden Zustand befindet und nicht die Ursache sein kann. Es müsse das schlechte Lüftungsverhalten der Bewohner sein.

Eine mangelhafte Baukonstruktion ist immer dann ursächlich, wenn eine Wärmebrücke vorhanden ist.

Schimmelentstehung

Für eine Schimmelbildung sind drei elementare Faktoren wichtig:

Wenn einer der drei Faktoren nicht gegeben ist, kann Schimmel nicht entstehen. Dabei ist zu beachten, dass es nicht nur “die eine Schimmelart” gibt, sondern unzählig viele. Einige Schimmelarten mögen es wärmer und andere Schimmelarten können bis zu einem alkalischen Milieu wachsen und gedeihen.

Nährboden

Neben den Nährstoffen, die der Schimmel als Nahrungsgrundlage zum Wachsen benötigt, ist auch das Säure/Basen-Verhältnis wichtig. Umso sauerer der Nährboden ist, desto schwieriger fällt das Wachstum. Bis zu einem pH-Wert von 11 kann Schimmel wachsen. Ab einem pH-Wert von 12 spricht man von einem “alkalischen Milieu”. Der Säuregrad ist so hoch, dass es keinem Schimmel mehr möglich ist, zu wachsen.

Feuchtigkeit

Damit sich Schimmel bilden kann, ist eine gewisse Feuchtigkeit notwendig. Luftfeuchtigkeit wird in absolute Luftfeuchtigkeit und in relative Luftfeuchtigkeit unterschieden. Die absolute Luftfeuchtigkeit wird in g Wasser/kg Luft angegeben. Sie beschreibt die maximale Wasseraufnahmefähigkeit der Luft bei einer bestimmten Temperatur. Umso niedriger die Lufttemperatur, umso niedriger die Wasseraufnahmefähigkeit.

Die relative Luftfeuchtigkeit gibt an, wie viel Feuchtigkeit in der Luft vorhanden ist. Sie wird in Prozent angegeben und bezieht sich unmittelbar auf die absolute Luftfeuchtigkeit.

Das Zusammenspiel wird im “Mollier-h,xDiagramm” grafisch dargestellt. Neben diesem Diagramm gibt es auch noch Taupunkttabellen.

Die Grenze für Schimmelbildung stellt die relative Luftfeuchtigkeit von 70 % dar. Ab diesem Schwellwert können einige Arten entstehen. Aber einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 % können nahezu alle Schimmelarten entstehen. Demnach gilt der Wert von 80 % als nicht zu überschreitende Grenze. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 % fällt Tauwasser aus, der Nährboden feuchtet sich merklich auf, eine Schimmelbildung gilt als unvermeidlich.

Temperatur

Weder zu kalt noch zu warm darf es sein. Unter 0 °C und über 50 °C fühlt sich der Schimmel nicht wohl und es können nur vereinzelte Schimmelarten wachsen. Das Problem dabei ist, dass die für uns als angenehm empfundenen 20 °C Normraumtemperatur auch ideal für das Wachstum sind. Daher spielt im Allgemeinen die Temperatur eine untergeordnete Rolle – diese ist in Wohnräumen schlicht immer gegeben.

Der Mindestwärmeschutz, auch fRsi

Der fRsi-Wert gibt an, ob eine Baukonstruktion in Bezug auf Wärmebrücken mangelhaft ist.

  • To = Temperatur Oberfläche
  • Ta = Temperatur Außenluft
  • Tr = Temperatur Raumluft

Ein fRsi-Wert kleiner 0,7 gibt an, dass die Temperatur unterhalb der Normbedingungen liegt, die relative Luftfeuchtigkeit an der betrachteten Oberfläche größer 80 % ist und somit Schimmel entstehen kann. Aus diesem Grund muss der fRsi-Wert gleich oder größer 0,7 betragen.

Mieter oder Baukonstruktion?

Anhand des Mindestwärmeschutzes kann abgeleitet werden, ob die Baukonstruktion oder das Lüftungsverhalten des Mieters mangelhaft ist. Mit einem Pyrometer oder durch thermografischen Bildaufnahmen bzw. einer Thermografie in Verbindung mit Messung der Raumklimadaten Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur kann unter bestimmten Bedingungen aufgezeigt werden, ob es sich bei der Schadstelle bzw. dem schimmelbelasteten Bereich um eine Wärmebrücke und somit eine mangelhafte Baukonstruktion handelt.

Damit die Messwerte und die “Schuldzuweisung” eine gewisse Aussagekraft haben, folgende Bedingungen erfüllt sein:

Der Zeitraum bezüglich der oben genannten Temperaturwerte sollte mindestens 24 h betragen. Im Idealfall handelt es sich um einen Zeitraum von 48 h.

So wahrscheinlich ist ein Mieterverschulden

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mieter einen Schimmelschaden verursacht hat, lässt sich gar nicht so einfach feststellen. Zum einen handelt es sich bei örtlichen Schadensaufnahmen mit Feuchte- und Temperaturmessungen immer Momentaufnahmen, welche leicht durch den Mieter manipuliert werden können und zum anderen genießen Mieter vor dem Gesetz einen hohen Schutz. Demnach ist immer zuerst die Baukonstruktion auf Mängel zu prüfen. Erst wenn festgestellt wird, dass diese einwandfrei ist, kann die Schuld auf den Mieter übertragen werden.

Wichtig: Es besteht kein Unterschied zwischen Altbau und Neubau

Gemäß der Rechtssprechung durch den Bundesgerichtshof (BGH), muss ein Mieter nicht zwingend bei einem Altbau Abstand zwischen Außenwand und Möbeln halten. Ein Mieter hat das Recht, die Mietsache in vollen Umfang nutzen zu dürfen, unabhängig, ob es sich um ein ungedämmtes und damit wärmebrückenanfälliges Gebäude handelt.

Die Anzeichen für Mieterverschulden

In der Praxis ist es für erfahrene Sachkundige, wie zum Beispiel Energieberater, einfach herauszufinden, ob der Mieter schimmelfördernd lüftet.

Anzeichen im Schlafzimmer

Ob mit geschlossenem oder mit offenem Fenster geschlafen wird, ist von großer Bedeutung. Ein dauerhaft auf “Kipp” stehendes Fenster lässt sich ganz einfach von außen an der Fassade erkennen. Bei einer nicht selten an einer Fassade anzutreffenden schwärzliche Wolkenbildung im Sturzbereich oberhalb eines Fensters deutet auf ein dauerhaft auf “Kipp” stehendes Fenster hin. Bei der schwärzlichen Wolkenbildung handelt es sich um “Schwarzalgen”, welche durch die dauerhafte Auffeuchtung des Fassadenbereiches einen wunderbaren Nährboden vorfinden. Ein auf “Kipp” stehendes Fenster ist als ungenügend zu betrachten.

Weitere Anzeichen in anderen Räumen

Ein weiteres sehr offensichtliches Anzeichen für ein mangelhaftes Lüftungsverhalten sind schwarze Schimmelbildungen im Laibungsbereich der Fenster, direkt oberhalb der Fensterbank. Ebenfalls deuten schwarze Sporen im unteren Glasbereich der Fenster auf eine häufige Tauwasserbildung an den Fenstergläsern hin. Ursächlich für die Tauwasserbildung ist in der Regel eine zu hohe relative Luftfeuchtigkeit im Raum.

So wird die Ursache zweifelsfrei gefunden!

Wenn sich Vermieter und Mieter gegenseitig die Schuld zuweisen und keine Klärung des Sachverhaltes absehbar ist, hilft oftmals eine Langzeitklimamessung mit einem Datenlogger.

Ein Datenlogger ist ein kleines Gerät, welches in einem zuvor definierten Takt regelmäßig die Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur misst. In Verbindung mit der Außenluftfeuchtigkeit und vor allem der Außenlufttemperatur kann der bereits oben erwähnte fRsi-Wert über einen längeren Zeitraum ermittelt werden. Ebenfalls zeigt ein Datenlogger klar auf, wie oft und in welchen Abständen und mit welcher Wirkung die Räumlichkeiten durch den Mieter gelüftet werden. Der Clou ist, dass Menschen oftmals nur bis zu 3 Wochen ihr Lüftungsverhalten beeinflussen können. Über einen längeren Zeitraum von zum Beispiel 8 Wochen geraten die Meisten in ihren alten Trott und das eigentliche Lüftungsverhalten findet wieder statt.

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